Bahnstationen: Mehr als Bahnsteige

Bahnstationen einer reaktivierten Almetalbahn sind Drehscheiben der Mobilität, Kristallisationspunkte der Ortsentwicklung, attraktive Standorte für Wohnen und Dienstleistungen und sehr verlässliche Grundlagen für Investitionen. Dem Standort von Bahnstationen kommt daher eine Schlüsselrolle in der Stadt- und Ortsentwicklung zu. Seit Jahrzehnten widmet das Land der Entwicklung von Stationen und Umfeld Nordrhein-Westfalen mit Ideen und Förderungen besondere Aufmerksamkeit. Die Standards hinsichtlich Aufenthaltsqualität und Information liegen weit über dem Standard von Bushaltestellen.

Auf diesen Seiten finden Sie Detailinformationen und Vorschläge zu allen Stationen an der Almetalbahn.

Stationen gestalten Städte und Gemeinden

Bahnstationen, die im Rahmen einer Reaktivierung reaktiviert oder neu geschaffen werden, sind – im Unterschied zu Bushaltestellen – Investitionen für eine lange Zukunft. Eine Verlegung von Stationen muss vor oder im Rahmen einer Machbarkeitsstudie betrachtet werden, nicht erst hinterher. Die Planung und Ausgestaltung bedarf daher besonderer Sorgfalt und langfristigen Denkens. Während kleinere Bushaltestellen von heute auf morgen an einen anderen Ort verlegt werden können und sogar „zentrale Busbahnhöfe“ zum Spielball architektonischer Fehlentwicklungen („Zentralstation“ Paderborn) oder wirtschaftlicher Interessen (Busbahnhof Lübbecke) werden, sind Bahnhöfe und Bahnstationen an den Schienenstrang gebunden und daher verlässliche Kristallisationspunkte für Entscheidungen über öffentliche und private Investitionen. Diese Chance zu nutzen, ist die Aufgabe der Kommunalpolitik. Pläne für eine aktive Entwicklung des Stationsumfeldes haben daher entscheidenden Einfluss auf die Chancen der Reaktivierung.

Bahnsteig: hell und modern

Bahnsteige sind heute hell und barrierefrei zugänglich. Eine optisch freie und attraktive Einbindung in das Umfeld hat Signalcharakter und schafft soziale Kontrolle, die Vandalismus und Angstgefühlen entgegenwirkt. Für die Ausstattung und Möblierung gelten heute, genau wie bei der ständigen Pflege, die Sauberkeit sichert, Standards. Diese Standards gehen weit über die der Bushaltestellen hinaus. Bahnhofspaten, die sich wie etwa in Salzkotten ehrenamtlich für den Erhalt der Attraktivität einsetzen, sind ein wichtiger Baustein im Erhalt der Attraktivität.
Der barrierefreie Einstieg in die Fahrzeuge ist in Nordrhein-Westfalen durch die Grundsatzentscheidung für eine landesweit einheitliche Bahnsteighöhe gesichert. Die Möglichkeit, barrierefrei zu reisen ist nicht nur für Menschen mit Gehbehinderungen wichtig, sondern auch für Reisende mit Koffern und Kinderwagen.

Mobilitätsdrehscheiben

Bahnstationen sind Mobilitätsdrehscheiben. Je nach der örtlichen Situation gehören dazu:
• Gesicherte Überwege über Straßen
• Fahrradständer
• Abschließbare Fahrradboxen
• Ladestationen für Fahrräder
• Standorte für Miet-Fahrräder und Miet- Scooter
• Radstationen (Fahrrad-Parkhäuser)
• Parkplätze (Park&Ride)
• Kurzzeit-Parkplätze (Kiss&Ride)
• Lade-Parkplätze für Pkw
• Standorte für Carsharing-Angebote
• Taxistände
• Bushaltestellen
• Haltestellen für autonome Shuttlebusse.

Wohnen an der Station

Neue Wohnquartiere an Bahnstationen können wichtige neue Potenziale für Nachfrage auf einer reaktivierten Bahnlinie sichern. Vorbildlich ist die Entwicklung von Wohngebieten an der Bahnlinie Bielefeld – Dissen-Bad Rothenfelde (- Osnabrück). Weitere Informationen siehe hier.

Stressfrei zur Schule

Die Bedeutung von Bahnlinien für eine stressfreie Fahrt zu Schulen und Ausbildungsstätten wird von der Kommunalpolitik in aller Regel unterschätzt. Schulen sind meistens weit weg von Bahnlinien errichtet worden, weil zu Zeiten der Bundesbahn die Züge zu selten und zu ungünstigen Zeiten fuhren. Der Taktfahrplan bietet heute verlässliche Grundlagen für eine Koordination von Schulanfangszeiten, ein Angebot für flexible Gestaltung von Anfangs- und Endzeiten ohne Mehrkosten für den Schulträger.

Dienstleistungen an der Station

Die Ansiedlung von Dienstleistungen an der Station oder im Umfeld erweitert die Attraktivität der Bahnstation. Exemplarisch seien genannt:

• Kioske
• Gastronomie
• Poststellen, Packstationen
• Taxi-Zentralen
• Bürgerberatung (Kommunen, Energieversorger)
• Arztpraxen

Bei der Ansiedlung ist viel Fachkenntnis und Umsicht notwendig.
So sind Kioske und Gastronomie keine „Selbstläufer“, die von den Bahnbenutzern allein leben können. Eine Ausrichtung auf den Bahnsteig oder eine Ansiedlung abseits der normalen Laufwege ist in der Regel kontraproduktiv.
Einzelhandelsgeschäfte mit großen Parkplätzen sind nur dann förderlich, wenn ein unmittelbarer und sichtbarer Zugang vom Bahnhofsgelände vorhanden ist und nicht erst ein großer Parkplatz überquert werden muss. Eine Einflussnahme auf die Vorstellungen der Einzelhandelsketten, die Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer durch ihre Parkplatzgestaltung häufig regelrecht diskriminieren, ist aber schwierig.
Konflikte zwischen verschiedenen Parkplatz-Nutzungen (Pendler, Einkäufer, Kiss&Ride) müssen organisatorisch bewältigt werden.

Halt bei Bedarf

Stationen mit wenig Nachfrage können als Bedarfshalte eingerichtet werden. Auf Knopfdruck im Fahrzeug und an der Station wird signalisiert, dass angehalten werden soll. Der Vorteil liegt darin, dass solche Halte meist nur in Lastrichtung (morgens in die Stadt, nachmittags in Gegenrichtung) und zu anderen Zeiten nur fallweise benötigt werden. Das ist für die Durchreisenden komfortabler und spart Energie, erlaubt aber eine höhere Haltestellendichte oder kürzere Fahrzeiten als bei Regelhalten.
Die Zwischenhalte im Abschnitt zwischen Brilon und Büren eignen sich besonders für ein solches Konzept. Die Kurhessenbahn hat auf dem reaktivierten Abschnitt zwischen Korbach und Frankenberg mehrere Haltestellen als Bedarfshalt eingerichtet. Die Erfahrungen sind übertragbar.

Bild oben: So sehen moderne Bahnstationen aus, hier in Barbis an der Strecke Herzberg – Nordhausen.