Bahn statt Bus oder Auto

Links zu den Themen: ErschließungKomfortSchnellbus Nicht alle Buslinien einstellen
Die reaktivierte Almetalbahn wird von den Fahrgästen besser angenommen werden als der heutige Busverkehr. Der „Schienenbonus“ ist wissenschaftlich belegt: Unter vergleichbaren Bedingungen fahren die Bürger lieber mit der Bahn als mit dem Bus, selbst wenn sie zum Bahnhof länger laufen müssen als zur Haltestelle.
Zu diesem Vorteil kommen Vorteile hinzu, die der Busverkehr heute und künftig nicht bieten kann: Während die „Schnellbusse“ nur eine Insellösung sind, die am Paderborner Westerntor endet, kann die reaktivierte Almetalbahn ein überregionales Netz anbieten. Während„Schnellbusse“ Orte auslassen muss und daher die Verbindungen innerhalb des Almetals mangelhaft oder gar nicht bedient werden, reiht die Almetalbahn die Ortschaften wie eine Perlenschnur auf und verbindet sie alle auch unter einander, insbesondere auch Büren mit Brilon.
Das bedeutet nicht, dass alle parallelen Buslinien eingestellt werden sollen. Wo der Bus die Feinerschließung besser leistet, behält er seine Existenzberechtigung. Bahn und Bus können zusammen zum Erfolgsmodell werden.

 

Alles gut in Paderborn und Brilon?

Hochwertige Schnellstraßen kennzeichnen die Situation im Paderborner Land und im Hochsauerland. Die Autobahnen 33 und 44, die Bundesstraßen 1, 7, 64  und 480, der Autobahnzubringer L 776 machen den privaten Pkw zu einem schnellen Verkehrsmittel. Doch diese und künftige Ausbauten der Straßen haben drei Probleme nicht gelöst und werden sie auch nicht lösen können:
Das Parkplatzproblem in den Städten
Das soziale Problem: Wer nicht reich genug ist, kann sich das eigene Auto nicht leisten. Wer keinen Führerschein hat – weil er zu jung oder zu alt ist oder aus körperlichen Gründen ihn nicht erwerben kann -, ist auf den öffentlichen Verkehr angewiesen.
Das Stadt-Land-Gefälle: Schnelle Straßen allein machen das Wohnen in der Region nicht attraktiver, sondern führen zu einer sozialen Entmischung und verhindern nicht, dass die Nachfrage nach Wohnraum in den Städten stetig wächst.

Regionalbahn: „Kulturfolger” der Autobahn

Autobahnen machen Regionalbahnen attraktiv! Das ist ein Effekt, den sich die deutsche Gesellschaft nicht vorstellen konnte. Der Bau von Autobahnen und Schnellstraßen führt zunächst dazu, dass der öffentliche Verkehr immer weniger genutzt wird. Doch mit den Arbeitnehmern ziehen auch Ehepartner und Kinder in die Region, aus den Arbeitnehmern werden Senioren mit anderen Bedürfnissen. Wenn dann eine moderne Regionalbahn auf einer alten Bahntrasse fährt, findet sie überraschenden Zuspruch. Die Bahnlinie von Bremen nach Wildeshausen stand nach dem Bau der Autobahn A 1 vor der Stilllegung – heute ist sie trotz der parallelen Autobahn ein großer Erfolg. Nicht anders die Sennebahn von Paderborn nach Bielefeld: Die Autobahn A 33 machte sie zum Stilllegungskandidaten. Heute fährt die Bahn halbstündlich und ist bestens ausgelastet. An solchen Entwicklungen kann die Almetalbahn anknüpfen.
Beispiele von erfolgreichen Regionalbahnen finden Sie in den verlinkten Publikationen der Allianz pro Schiene. Die Projekte verteilen sich auf die Broschüren der 3. Auflage und in der 4. Auflage.

Die Vorteile der reaktivierten Almetalbahn

Ohne Umsteigen in die Region

Umsteigen ist ein entscheidender Widerstand gegen die Benutzung des öffentlichen Verkehrs. Stadtbuslinien – auch in Paderborn – enden aus guten Gründen nicht am Bahnhof, sondern werden als Durchmesserlinien befahren.

Bahn schafft weiträumige Verbindung

Verbindungen quer durch Paderborn

Auch lokal in Paderborn schafft eine reaktivierte Almetalbahn Verbindungen, die über den Hauptbahnhof und das Westerntor hinausgehen.

Bahn schafft in Paderborn Verbindungen über das Westerntor hinaus

Querverbindungen im Almetal

Die heutigen Buslinien vernetzen die Nachbarorte entlang der Almetalbahn nur sehr unzureichend. Viele Fahrten in den nächsten Nachbarort verlangen weite Umwegfahrten. Eine reaktivierte Almetalbahn kann die historische Vernetzung wiederherstellen: Wewer – Borchen, Borchen – Tudorf, Borchen – Büren. Sogar von Wewelsburg zum Flughafen Ahden gibt es keine direkte Busverbindung, zu Fuß wäre man schneller!

Nachbarorte vernetzen

Büren aus dem Abseits befreien

Büren befindet sich in einer Randlage. Die Kreisgrenze ist ein unüberwindliches Hindernis.
Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist für Städte heute von existenzieller Bedeutung. Dabei sagt die tatsächliche Nutzung wenig über die psychologische Bedeutung für die Wahl als Standort für Arbeiten und Wohnen, aber auch für die Ansiedlung von Ärzten und andere qualifizierte Dienstleister und für die Entscheidung über Investitionen. Öffentlicher Verkehr wird wie Feuerwehr und Krankenhaus als Vorsorge begriffen: Wenn sie gebraucht werden, sollen sie verfügbar sein. Solange es nicht „brennt“, werden sie nicht genutzt. Wichtige Quellen finden Sie in der Forschungsliteratur zur Raumordnung und beim Bundesministerium für Umwelt. Weil der öffentliche Verkehr in den Zentren besser ist, drängen immer mehr Menschen in die großen Städte.
Die Wiederherstellung der Eisenbahn nach Brilon und darüber hinaus rückt Büren wieder in die Mitte Deutschlands.

Büren im Abseits

Grafik: Zuverlässig erreichbar ist Büren mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur von Paderborn aus. In die Nachbargemeinden Geseke, Salzkotten und Bad Wünnenberg bestehen nur Verbindungen, die gegen 18 Uhr eingestellt werden und am Wochenende zumeist gar nicht bestehen.

Moderne Regionalbahn attraktiver als der Bus: Der „Schienenbonus“ aus Fahrgastsicht

Als „Schienenbonus“ wird hier die subjektive Bevorzugung des Schienenverkehrs gegenüber dem Bus verstanden (nicht die Frage, wie lästig Lärm ist).
Dass Regionalbahnen gegenüber dem Busverkehr von Fahrgästen bevorzugt werden, ist in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen.
Daneben spielen Gründe des Komforts eine erhebliche Rolle. Dieser „Schienenbonus” ist der wesentliche Grund, warum Autofahrer wesentlich eher auf den Zug umsteigen als auf den Bus.

Regionalbahnen bieten mehr Platz im Fahrzeug

Fahrzeugbreite: Busse sind nur 2,50 Meter breit. Eisenbahnen sind ca. 3 Meter breit. Die Differenz von 50 cm wird für einen breiteren Mittelgang und breitere Sitze mit mehr Armfreiheit genutzt.

Bahn komfortabler als Bus

Fahrzeuglänge: Busse sind maximal 18,75 Meter lang. Durchschnittliche Regionalbahnen sind 40 Meter lang und länger. Regionalbahnen sind daher unter allen Bedingungen mehr Platz und mehr Sitzplätze.Bahn komfortabler als Bus

Barrierefreiheit: Bushaltestellen sollen bis 2022 barrierefrei werden. Selbst wenn es gelingt, alle Haltestellen umzubauen, wird der Bus hinsichtlich der Barrierefreiheit nicht gleichwertig. Einen wirklich barrierefreien Einstieg gibt es nur an der zweiten Tür. An der vorderen Tür ist der Gang schmal, um mit Gepäck durchzukommen. Am Heck sind häufig Stufen oder gegenüber sind Sitze vorhanden. Bei Regionalbahnen steht an allen Türen wesentlich mehr Raum zur Verfügung, allein schon, weil gegenüber ebenfalls eine Tür vorhanden ist. Alle Türen bieten einen ebenerdigen Einstieg.
Ob der Bus präzise an der Bushaltestelle steht, hängt vom Können des Fahrers ab, bei der Regionalbahn nicht.
Der Raum für das Aufstellen von Rollstühlen und Kinderwagen im Bus ist begrenzt, auf stärker nachgefragten Linien kommt es schnell zu Konflikten zwischen mehreren Fahrgästen, die einen Abstellplatz benötigen. In Regionalbahnen sind die verfügbaren Flächen so groß, dass solche Konflikte selten sind.

Regionalbahnen bieten mehr Komfort

Federung: Die Schiene als Fahrbahn ist viel ebener als Straßen. Niederflur-Linienbusse bieten weniger Federübungskomfort als Regionalbahnen, weil der verfügbare Raum für Federungen viel geringer ist.
Seitenbeschleunigung: Regionalbahnen haben kaum Seitenbeschleunigung, weil die Schienen in sanften Kurven verlegt sind. Busse müssen alle Kurven der Straße mitmachen, um Kreisel fahren, parkenden Fahrzeugen ausweichen. Daher sollen Busfahrer abwarten, bis Fahrgäste ihren Platz eingenommen haben, was auf Kosten der Reisegeschwindigkeit geht.
Bremsen: Regionalbahnen bremsen sanft, weil ihr Fahrweg frei und signalisiert ist. Busse bremsen hingegen sehr viel schärfer, wenn der Straßenverkehr es erfordert und das oft fehlerhafte und überraschende Verkehrsverhalten anderer Verkehrsteilnehmer dies erfordert. Die Gefahr, vor dem Aussteigen oder nach dem Einsteigen zu stürzen, ist daher im Bus sehr viel größer als in einer Regionalbahn.
Unfallrisiko: Die Eisenbahn ist das sicherste Verkehrsmittel für Fahrgäste. Mehr lesen Sie hier.
Toiletten
gehören zur Standard-Ausstattung in der Regionalbahn. Im Linienbus fehlen sie völlig.
Verlässlichen Fahrplan: Busse richten sich sehr oft nach Schulanfangszeiten und fahren mal später, mal früher als im Takt. Regionalbahnen fahren im verlässlich in festen Takt. Damit sinkt die Akzeptanz bei den übrigen Fahrgastgruppen. Umgekehrt können Schulanfangszeiten auf Bahnfahrpläne ausgerichtet werden, weil der Fahrplan durch den Schienenweg auf Jahrzehnte fest ist. Je kürzer die Fahrtstrecke ist und je mehr Fahrgäste täglich pendeln, umso wichtiger ist die Verlässlichkeit des Fahrplans.

Bahn hat verlässlichen Fahrplan

„Schnellbusse“ sind keine Alternative zur Reaktivierung

„Schnellbusse“ sind nicht schnell genug
Wünnenberg Kreisel
„Schnellbus“ S 10

Die als „Schnellbus“ bezeichneten Busse im Paderborner Land und im Hochsauerland sind zwar schneller als „normale“ Busse, und die Einrichtung solcher Linien ist daher eine respektable Leistung. Gleichwohl sind sie nicht schnell genug, um es mit dem Pkw aufzunehmen. „Schnellbusse“ dürfen nicht schneller als 60 km/h fahren, wenn Fahrgäste stehend befördert werden. Der Fahrplan muss dies einrechnen. Geschieht dies nicht, dann hat der Bus immer Verspätung, sobald es voll wird. Die Bahn-Anschlüsse werden dann nicht erreicht.
Umwege und Schleifenfahrten, die den örtlichen Verhältnissen geschuldet sind (beispielsweise die Fahrt zur Bushaltestelle Bad Wünnenberg, Kreisel), entsprechen nicht den Ansprüchen an einen Schnellbus.

Schnellbusse Paderborn – Büren (S 60, 61): Zwei Buslinien statt einer Regionalbahn

Die relativ kurzen Fahrzeiten der Schnellbusse S 60 und S 61 müssen dadurch erzielt werden, dass die Querverbindungen zwischen den Ortsteilen im Almetal nicht bedient werden.

Schnellbus Paderborn – Brilon: zu langsam für den integralen Takt
Die Buslinie S 10 verbindet Paderborn mit Brilon. Die Fahrzeit beträgt heute zwischen Paderborn Hbf und Brilon Stadtbahnhof 69 Minuten. Mit dem heutigen Fahrplan wurde die etwas schnellere und dem integralen Taktfahrplan entsprechende Fahrzeit von etwa 60 Minuten von Paderborn nach Brilon aufgegeben, weil die Risiken im Straßenverkehr eine zu geringe Anschluss-Sicherheit zur Folge hatten und daher in der Praxis keine relevante Nachfrage von Umsteigern entstand.
Die typische Folge des Fehlens überregionaler Reisender ist die Reduzierung des Fahrplanangebots am Sonntag auf 2 Verbindungen von Brilon nach Paderborn. Diese zeigt, dass auch ein schnellerer Bus von Brilon nach Paderborn, der Bad Wünnenberg auf der neuen Brücke der Bundesstraße 480 auslässt und daher nur überregionale Reisende anspricht, nicht die notwendige Nachfrage erreichen würde. Die reaktivierte Almetalbahn kann hingegen alle relevanten Nachfragepotenziale bündeln und ausschöpfen.

Die Bahn kann nicht alle Buslinien ersetzen

Die Befürchtung, mit der Reaktivierung der Almetalbahn sollten alle Buslinien eingestellt werden, ist nicht begründet. Der Bus leistet eine Feinerschließung und stellt Direktverbindungen her, die die Almetalbahn nicht leisten kann. Beispielsweise kann die heutige Buslinie S 61 erhalten bleiben, die das Schulzentrum Büren direkt mit Ahden und Brenken verbindet und in Oberntudorf und Wewelsburg wichtige Erschließungsfunktionen leistet. Ein abgestimmter Fahrplan, der Bahn und Bus zum Halbstundentakt ergänzt, kann sowohl der Bahn wie dem Bus neue Fahrgäste zufürhen. Die Bentheimer Eisenbahn hat die Strecke Bad Bentheim – Nordhorn reaktiviert und fährt Bahn und Bus halbstündlich im Wechsel. Erste Berichte zeigen: Der Zug ist gut besetzt und die Busse sind voller als früher. Das könnte auch ein Modell für die reaktivierte Almetalbahn sein, das es ernöglicht, Investitionen für den Bahnbetrieb im Halbstundentakt zunächst nicht zu tätigen.

Bild oben:
Statt Bus im Stau: Freie Fahrt für die Kurhessenbahn in die City von Kassel auf der reaktivierten Strecke Korbach – Wolfhagen.