27. Juni 2024
Standardisierte Bewertung wäre der nächste logische Schritt
Paderborn/Büren. Die langersehnten Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Almetalbahn liegen jetzt vor und sorgen bei der Initiative Almetalbahn für strahlende Gesichter. „Der erste große Schritt in die richtige Richtung ist gemacht. Beide bewerteten Szenarien sind positiv und unterstreichen die hohe regionale und überregionale Bedeutung dieses Infrastrukturprojektes“, so ein Sprecher der Gruppe. Fast vier Jahre ist es her, dass die Verbandsversammlung des Nahverkehrsverbundes Paderborn/Höxter (NPH) die Studie beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Auftrag gegeben hat. Eineinhalb Jahre davon musste auf neue Bewertungsvorgaben aus der Politik gewartet werden, die Umweltaspekten wie der CO2-Einsparung durch einen Bahnbetrieb nun mehr Gewicht geben. Somit konnte sowohl die Variante mit einem Stundentakt zwischen Brilon und Paderborn als auch die Variante mit einem zusätzlichen 30 Minutentakt zwischen Büren und Paderborn mit einem Kosten-Nutzen-Index von jeweils „1,6″ ihren volkswirtschaftlichen Nutzen mehr als deutlich nachweisen. Heißt konkret, dass für jeden Euro, der in das Projekt gesteckt wird, das 1,6fache an volkswirtschaftlichen Nutzen wieder zurückfließt.
Für die Initiative Almetalbahn kommt die positive Studie nicht überraschend. Sie weist darauf hin, dass bei Nachbetrachtungen der über 50 Streckenreaktivierungen in Deutschland seit 1996 herausgekommen sei, dass bei fast allen die Erwartungen der Planungen erfüllt, größtenteils sogar übererfüllt worden seien. Bei aller Freude ist sich die Initiative Almetalbahn dennoch im Klaren, dass die Vorstellung der Machbarkeitsstudie nur ein erster Schritt auf einem langen Weg sein wird. Niemand reaktiviert irgendwo einfach so drauf los, die jetzt vorliegende Studie ist eine Vorstudie, quasi die Eintrittskarte für den Start aller weiteren Planungen. Der nächste logische Schritt ist eine „Standardisierte Bewertung“. Diese konkretisiert die beabsichtigte Verkehrswegeinvestition auf Grundlage der jetzigen Machbarkeitsstudie und ist für Investitionsvorhaben zwingend vorgeschrieben. Das ist richtig und wichtig, um die Menschen vor Ort auf Basis einer soliden Planung mitzunehmen. Deshalb fordert die Initiative Almetalbahn die politischen Gremien auf, sich möglichst bald und intensiv mit den Ergebnissen der Studie zu befassen, um die Standardisierte Bewertung einzuleiten. Der erwartbare abermals lange Zeitraum bis zur Fertigstellung der sogenannten „Standi“ schafft Möglichkeiten, in der Zwischenzeit die Herausforderungen der ehemaligen Bahnübergänge zwischen Büren und Paderborn zu lösen. Dort fehlt aktuell das Gleis, aufgrund des derzeitigen Standes des Kreuzungsgesetzes sind dort keine höhengleichen Bahnübergänge geplant. Das Gesetz stammt aus einer Zeit, in der in der Bundesrepublik nur ICE-Schnellfahrtrassen neu trassiert wurden, an neue Gleise für Regionalbahnlinien hat offenbar niemand gedacht. „Eine Überarbeitung des Kreuzungsgesetzes wäre Voraussetzung für eine Eisenbahn im Almetal“ so die Initiative, „Brücken und Unterführungen sind für uns keine Lösung, das werden wir allein aus städtebaulichen Aspekten nicht unterstützen“. Vor diesem Hintergrund sind die langen Planungsphasen des Projektes derzeit vielleicht sogar gerade zu hilfreich. Bis zur möglichen Umsetzung wären dann auch die Bahnübergangsfrage geklärt.
Foto: Mitglieder der Initiative Almetalbahn begrüßten das Ergebnis der Studie mit einem „Graffiti to go“ an der Almetalbahnbrücke zwischen Wewer und Paderborn. Die Brücke ist die jüngste an der Strecke und stammt aus dem Jahr 2000.